Montag, 12. März 2007

Verschiedenes

Am Dienstag war ich mit einem Dutzend Schüler zur Berufsberatung, etwas verfrüht, wie ich finde, sind es doch alles Zehntklässler gewesen. Aber früh übt sich. Die Beratung war grausam schlecht gestaltet, aber immerhin habe ich herausgefunden, dass unsere Abi-Noten mittlerweile nach einem neuen System in das Deutsche Notensystem umgewandelt werden, so dass mittlerweile mein Schnitt statt eine 2,9 eine 1,9 ist! Die Genugtuung, wenn sie auch etwas verspätet kam, war groß…

Am Freitag durfte ich zum ersten Mal Nachsitzen überwachen. Ich war ganz aufgeregt, da ich dachte, jetzt lerne ich endlich die bösen Buben kennen. Aber auch die Nachsitzenden waren total nett, und als ich sie frug, aus welchen Gründen sie denn nachsitzen mussten, verstand ich auch, wieso das so ist. Wenn die damals so leichtfertig "Retenues" (so heißt das bei uns) verteilt hätten, hätte ich meine ganze Schulzeit mittags in der Schule bleiben müssen, glaube ich.
Als die "bösen" Schüler dann alle ihre Aufgaben gemacht hatten, und nur noch eine halbe Stunde der zweistündigen Bestrafungsmaßnahme übrig war, begannen sie, zu schwatzen, was ich in meiner unendlich Güte zuließ, und da stellte sich heraus, dass eine allgemeine Unzufriedenheit mit der schulpsychologischen Betreuung vorherrscht. Ich zeigte mich verwundert, packte kurzerhand die sechs Nachsitzenden ein, und wanderte ins gleich gegenüberliegende Büro zu den Kolleginnen, und stellte die Leute einander vor. Die Schüler zeigten sich überrascht, sind sie doch die alternden Lehrer des "Service Psychologique d'Orientation Scolaire", kurz SPOS, gewohnt. Sie wussten nicht einmal, dass wir auch junges und zudem psychologisch geschultes Personal im Dienst haben, da die alten Säcke den ganzen Betrieb monopolisieren, und dem besser geeigneten Nachwuchs lediglich das Administrative überlassen. Aber ich habe mal wieder Aufklärungsarbeit geleistet, und alles ward gut.
Später habe ich dann doch auch noch ein paar Jungs und Mädels getroffen, die endlich mal ein bisschen furchteinflössend aussahen. Auf Nachfrage bei den Kollegen wurde mir erklärt, dass es sich bei den Gestalten um dem "Centre Luxembourgeois d'Insertion de Jeunes Adultes" zugehörige Schüler handelt. Das "CLIJA" kümmert sich darum, dass frisch eingewanderte Jugendliche aus der ganzen Welt Grundzüge des Franösischen, Englischen, und der Mathematik lernen, um später dann in den regulären Schuldienst eingegliedert zu werden. Ich finde das eine löbliche Initiative, auch, weil es unserer Schule etwas street credibility verpasst.

Am Wochenende fuhr ich dann nach meiner mündlichen Französischprüfung, die ereignislos über die Bühne ging, nach Freiburg. Auf dem Weg dorthin zückte ich das Handy, aktivierte die Diktaphon-Funktion, und diktierte folgendes: "Ich finde, dass auf allen Autobahnen dieser Welt das Überholen von LKWs durch andere LKWs ausnahmslos verboten werden sollte, und der Verstoß gegen dieses Verbot soll mit sofortigem Genickschuss am Straßenrand geahndet werden." Amen!

Die Tage in meiner Zweit-Heimat sind weitesgehend in Alkohol untergegangen, deswegen kann ich nicht so viel dazu sagen. Auf dem Nachauseweg aber nahm ich in Freiburg gleich eine Anhalterin mit, die sich als sehr angenehme (Ost-)Berlinerin zu erkennen gab, die nach Marseille wollte. Nettes Geplaudere vertrieb mir die Zeit bis kurz nach Straßburg, wo ich sie an einer "péage"-Station aussetzte. Ich bezweifle zwar, dass sie dort Erfolg hatte, wünsche ihr aber alles Gute und hoffe, dass sie heile ankommt.

Keine Kommentare: