Donnerstag, 26. Juni 2008

Südliche Gastfreundschaft hoch 2

Sommer, EM, und Gastarbeiter jeglicher Couleur malen Hand in Hand ein geradezu paradiesisches Bild mediterraner Lebensart im beschaulichen Luxemburg. Fussball wird, ganz anders als in 'Schland, gelebt statt verbissen umkämpft, und wenn man verliert, fährt man trotzdem mit wehenden Fahnen hupend um den Block, wie es die Portugiesen, die ja einen beachtlichen Teil der luxemburger Bevölkerung ausmachen, vor einer Woche eindrucksvoll demonstriert haben.
Allerdings haben mir zwei andere südländische EM-Verlierer den heutigen Tag versüßt. Um 15:00 Uhr bemerkte ich, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, und so bin ich bis zur Döner-Bude meines Vertrauens gelaufen. Als ich eintrat, war am rotierenden Spieß niemand zu sehen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte die beiden Gastronomen mampfend vor einer riesigen Schale, welche prall mit Penne gefüllt war, auf der improvisierten Terrasse auf dem Bürgersteig sitzen. Als ich zu ihnen trat und meinen Wunsch nach Nahrung kundtat, meinte einer der Beiden, ich solle mich doch dazusetzen und die Nudelspeise genießen. Unsicher, ob es sich um einen Scherz handelte und nicht wissend, wie ich darauf reagieren sollte, erwiderte ich, ich habe ja keine Gabel. Da sprang der Kerl auf, wiederholte seine Aufforderung, mich zu ihnen zu setzten, und war einen Augenblick später wieder mit einer Gabel, welche er mir in die Hand drückte (mit dem Stiel), da. Ich setzte mich also und liess es mir schmecken. Der Gesprächigere erzählte, der Eigentümer des Hauses, in dem sich die Bude befindet, sei Italiener, und er würde seine Mieter regelmässig bekochen. Leider wäre es immer viel zu viel und es täte meinem Gesprächspartner jedesmal im Herzen weh, den Überfluss wegwerfen zu müssen.
So saßen wir also da, plauderten noch ein bisschen (alles auf französisch natürlich, da wir ja immer noch im weitesten Sinne im Dienstleistungssektor waren und da nun mal französisch geredet wird), bis wir einer nach dem anderen vor der Übermacht der sizilianischen Pasta kapitulieren mussten. Ich verabschiedete mich, zahlte gegen den Willen meiner Gastgeber wenigstens noch die Cola, die mir während des Essens gereicht worden war, und ich verlies guter Dinge die immer noch reich gedeckte Tafel.