Wer sich dieses Wochenende nach Luxemburg verirrt, wird Zeuge eines typischen luxemburger Verhaltens: das Feiern. Doch wieso wird dieses Wochenende besonders viel gefeiert?
Einerseits sind jetzt endlich die Abi-Prüfungen vorbei. Seit gestern. Ich erwähne dies an dieser Stelle so erlöst, da ich in den mündlichen Prüfungen manchmal bis spät in den Nachmitag hinein die Vorbereitungen aufsehen musste, was doch sehr an meinen Kräften zehrte. Jedenfalls ist es jetzt vorbei, und die jungen Hüpfer feiern natürlich ordentlich. Der traditionsbewusste Abiturient fährt schnurstracks nach Lloret del Mar, um verdünnte Alkoholika zu trinken, bis trotz der Verdünnung erbrochen wird, um nachher, mit dem bitteren Geschmack der Galle noch im Mund, sexuelle Kontakte mit ebenfalls nach Erbochenem riechenden Vertretern des anderen Gechlechts zu knüpfen. Es gibt jedoch auch Examinierte, denen dieses Verhalten nicht zusagt, und die lieber hier in Luxemburg mit unverdünntem, wenn auch etwas teurerem Alkohol die Leber strapazieren.
Die Zuhausegebliebenen werden allerdings auch viel erleben, feiern wir doch dieses Wochenende den luxemburgischen Nationalfeiertag. Wikipedia erklärt uns, was an einem solchen Tag im allgemeinen gefeiert wird: "Viele Staaten begehen ihren Nationalfeiertag am Gründungstag der Nation beziehungsweise Erlangen der Unabhängigkeit, dem sog. Unabhängigkeitstag. Es gibt auch Nationalfeiertage, die sich auf den Ausgang eines Krieges beziehen, wie z. B. der Tag des Friedens oder auch Tag des Sieges." Wir Luxemburger machen es allerdings ein bisschen anders: Die Grossherzogin, die während der Naziokkupation des Landes das Zepter schwang (und trotz damaliger Flucht über Paris nach London von manchen noch heute fast als Heilige verehrt wird), hatte am 23. Januar Geburtstag. Diesen Tag hat man sich dann als Nationalfeiertag auserkoren. Nach einiger Zeit merkte man allerdings, dass es Scheisse ist, einen Nationalfeiertag im Winter zu haben, da man sich dann beim Feuerwerkanschauen draussen den Arsch abfriert. Also hat man den Termin einfach um fünf Monate verschoben. Fünf Monate! Kein halbes Jahr, bitte, das wär ja albern! Also: 5. Gut. Und deswegen feiern wir Luxemburger jetzt immer fett am 22.06. (Vorabend des eigentlichen Feiertages).
Da aber dieses Jahr "Luxemburg und die Grossregion" (so der offizielle Titel) Kulturhauptstadt ist, wird etwas mehr gemacht. Gestern war z.B. "Fête de la musique", und so war überall wat los. Endlich konnte ich auch "Toxic René" live on stage sehen, ein Künstler, der in Luxemburg auf dem geraden Weg zur Unsterblichkeit ist, und der mit seinem neuesten Song seine Meinung ausdrückt, der Klimawandel werde durch eine sehr heisse Frau namens "Vanessa" verursacht.
So, und ich muss schon wieder gehen, denn man will ja nix von der Fete verpassen... Vive den Grand-Duc, vive eist Land!