Donnerstag, 21. Juni 2007

Feiern

Wer sich dieses Wochenende nach Luxemburg verirrt, wird Zeuge eines typischen luxemburger Verhaltens: das Feiern. Doch wieso wird dieses Wochenende besonders viel gefeiert?


Einerseits sind jetzt endlich die Abi-Prüfungen vorbei. Seit gestern. Ich erwähne dies an dieser Stelle so erlöst, da ich in den mündlichen Prüfungen manchmal bis spät in den Nachmitag hinein die Vorbereitungen aufsehen musste, was doch sehr an meinen Kräften zehrte. Jedenfalls ist es jetzt vorbei, und die jungen Hüpfer feiern natürlich ordentlich. Der traditionsbewusste Abiturient fährt schnurstracks nach Lloret del Mar, um verdünnte Alkoholika zu trinken, bis trotz der Verdünnung erbrochen wird, um nachher, mit dem bitteren Geschmack der Galle noch im Mund, sexuelle Kontakte mit ebenfalls nach Erbochenem riechenden Vertretern des anderen Gechlechts zu knüpfen. Es gibt jedoch auch Examinierte, denen dieses Verhalten nicht zusagt, und die lieber hier in Luxemburg mit unverdünntem, wenn auch etwas teurerem Alkohol die Leber strapazieren.


Die Zuhausegebliebenen werden allerdings auch viel erleben, feiern wir doch dieses Wochenende den luxemburgischen Nationalfeiertag. Wikipedia erklärt uns, was an einem solchen Tag im allgemeinen gefeiert wird: "Viele Staaten begehen ihren Nationalfeiertag am Gründungstag der Nation beziehungsweise Erlangen der Unabhängigkeit, dem sog. Unabhängigkeitstag. Es gibt auch Nationalfeiertage, die sich auf den Ausgang eines Krieges beziehen, wie z. B. der Tag des Friedens oder auch Tag des Sieges." Wir Luxemburger machen es allerdings ein bisschen anders: Die Grossherzogin, die während der Naziokkupation des Landes das Zepter schwang (und trotz damaliger Flucht über Paris nach London von manchen noch heute fast als Heilige verehrt wird), hatte am 23. Januar Geburtstag. Diesen Tag hat man sich dann als Nationalfeiertag auserkoren. Nach einiger Zeit merkte man allerdings, dass es Scheisse ist, einen Nationalfeiertag im Winter zu haben, da man sich dann beim Feuerwerkanschauen draussen den Arsch abfriert. Also hat man den Termin einfach um fünf Monate verschoben. Fünf Monate! Kein halbes Jahr, bitte, das wär ja albern! Also: 5. Gut. Und deswegen feiern wir Luxemburger jetzt immer fett am 22.06. (Vorabend des eigentlichen Feiertages).
Da aber dieses Jahr "Luxemburg und die Grossregion" (so der offizielle Titel) Kulturhauptstadt ist, wird etwas mehr gemacht. Gestern war z.B. "Fête de la musique", und so war überall wat los. Endlich konnte ich auch "Toxic René" live on stage sehen, ein Künstler, der in Luxemburg auf dem geraden Weg zur Unsterblichkeit ist, und der mit seinem neuesten Song seine Meinung ausdrückt, der Klimawandel werde durch eine sehr heisse Frau namens "Vanessa" verursacht.
So, und ich muss schon wieder gehen, denn man will ja nix von der Fete verpassen... Vive den Grand-Duc, vive eist Land!

Dienstag, 12. Juni 2007

post-Bank

Am Freitag war ich auf der Post, unter anderem, weil ich nach fast anderthalb Monaten seit der Anfrage immer noch kein funktionierendes Festnetztelephon habe, von Internet ganz zu schweigen. Aergerlich, aber in Deutschland ist die Telekom ja auch nicht besser...
Doch mein eigentliches Anliegen waren meine Kontoauszüge. Jedes einzelne Mal, wenn ich Geld abhebe, überweise, oder überwiesen bekomme, bekomme ich eine Benachrichtigung, auf Papier als Brief, so richtig mit Umschlag und allem. Als ich das Thema am Schalter ansprach, da ich das vielleicht irgendwie ändern lassen wollte, meinte der Typ nur: "Das kann man nicht ändern, aber keine Angst, das kostet sie nichts, das kostet uns ja auch nichts, wird sind ja die POSTbank". Toll. Die haben wohl Papier auch umsonst. Als ich ihn auf die ökologischen Nachteile des Mitteilungseifers ansprach, erwiderte er trocken: "Das wird alles recycelt, keine Sorge". Na dann bin ich aber beruhigt.

Montag, 4. Juni 2007

Vergangenheit und Zukunft

Schöner Titel, wa?
Also, letzte Woche war ich bei meiner Freundin in Norwegen auf einer Bio-Farm ohne fliessendes Wasser und Strom zu Besuch, da dies aber nichts mit der Sache hier zu tun hat, an dieser Stelle nur ein Zitat, weswegen ich meine Liebste noch mehr liebe: "Dieser blöde Knut! Also wenn man sich diese künstliche Hysterie wegen eines Tierbabys mal ansieht, versteht man auch, wie sich Deutschland für den Nationalsozialismus hat faszinieren lassen!" Da habe ich nichts hinzuzufügen.
Die Woche davor allerdings führte ich ein Telephongespräch, welches mein Leben verändern wird. Mein Chef rief nämlich an, und frug, ob ich denn jetzt ab September unterrichten will oder nicht, es wäre für die schulinterne Organisation schon besser. Dazu ein paar erklärende Worte. Das Referendariat fängt hierzulande im Januar an. Das Schuljahr im September. Also konfrontiert man entweder die lieben Kinder ab 08.01. mit neuen Lehrern (Referendare), oder man stellt diese neuen Lehrer schon zuvor als "chargés" ein (dazu habe ich mich schon in einem anderen Eintrag auf dieser Seite ausgelassen), damit man eine gewisse Kontinuität und kein Chaos bei den Stundenplänen hat. Ich soll also ab September unterrichten, damit, gesetzt der Fall, ich schaffe den "concours" diesmal, ein nahtloser Uebergang zwischen dem ersten und zweiten Semester stattfinden kann. Eingentllich logisch und cool. Leider verdiene ich dann von September bis Januar kaum was, das man ja als "chargé" pro Unterrichtseinheit bezahlt wird, und das Unterrichtsontigent eines Referendars, das man ja dann hat, gering ist. Dilemma! Ich aber zeigte Mammon die kalte Schulter, und wählte den Unterricht! Wenn man jetzt bedenkt, dass es nur noch 5 Wochen bis zu den Sommerferien sind, und die, also die Sommerferien, ja quasi nicht zählen, könnte man diesen blog schon fast unter dem Titel "Lehrer, Version 0.91" betreiben. Aber so euphorisch wollen wir erst werden, wenn es dann so weit ist.