Dienstag, 20. März 2007

Luxemburgensia



Es ist an der Zeit, ein paar allgemeine Beobachtungen zu dem Land abzulassen, in dem ich jetzt lebe.
Erstens möchte ich festhalten, dass es mich tierisch nervt, dass viele von den vielen Tausenden Franzosen, die in Luxemburg arbeiten (womit ich gar kein Problem habe), sich benehmen, als wäre Luxemburg eine zwar minderwertige, aber trotzdem zur "Grande Nation" gehörende Provinz. Schlimm ist vor allem, dass ganz viele meiner Mitbürger dies als selbstverständlich annehmen. Dies äußert sich in vielerlei Hinsichten, beginnend damit, dass sich Leute, obwohl alle der luxemburgischen Sprache mächtig sind, auf französisch unterhalten, um irgendwie toller zu klingen, und findet seinen momentanen Höhepunkt darin, dass man von manchen als ungebildet oder prollig angesehen wird, wenn man nicht alle Details der von den Franzosen als weltweit wichtigstes Ereignis der Dekade propagierten Wahl ihres Premierministers (von ebensolchen Individuen nur "Présidentielles" bezeichnet) kennt. Ich möchte von diesen Deppen mal, ganz kurz nur, erklärt bekommen, was in der deutschen Politik unter "Jamaika" oder "Ampel" verstanden wird. Na? Also, schweigt, ihr Francophilen!

Einen zweiten Diss möchte ich loswerden an die Adresse von uni.lu. Dies ist der großartige Name, den sich die Leute ausgedacht haben, als sie das völlig hirnrissige Projekt einer luxemburgischen Universität aus der Taufe hoben. "uni.lu"?!? So wie die Internetadresse?!? Andere Unis benennen sich nach historischen Gönnern oder Gründern, beziehungsweise nach großen Forschern oder Künstlern, die mit der Uni in Verbindung gebracht werden. Aber eine URL als Name für die Alma Mater? Ich weiß nicht recht…
Dazu kommt, dass natürlich erst mal nix da war, so uni-mäßig, also hat man einfach die technische und die pädagogische Hochschule in den Uni-Status erhoben. Hey Presto! Wenn man bedenkt, dass "uni.lu" eine Elite-Uni werden soll, ist das auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung gewesen…

Folgende Sachen sind mir dann am Wochenende aufgefallen, als ich Party gemacht habe:

Dass Luxemburg klein ist, zeigt sich leider auch im Nachtleben. Es ist zwar nicht so, als wäre das Angebot nicht vielfältig genug, ganz im Gegenteil, der Luxemburger trinkt und feiert gerne und viel (und kann es sich auch leisten), und dementsprechend schillernd ist das Angebot (auch wenn es definitiv Abzüge gibt, wenn es um Schließstunden geht). Das Problem ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass man manchen Leuten nicht aus dem Weg gehen kann, und in meinem Fall besteht diese "negative Zielgruppe" aus Schülern. Man will ja nicht die in der Schule schwer erkämpfte Autorität dadurch verlieren, dass man halbnackt tanzend auf der Bühne irgendeiner Disse gesichtet worden ist. Man kann also als Pädagoge kein gepflegtes Doppelleben führen, ohne dass am Montag die ganze Schule von den Exzessen weiß. Ärgerlich.
Lustig ist hingegen, dass auch die "Prominenz" sich der Öffentlich nur schwer entziehen Kann. So sah ich am Samstag wiederholt Sandy L., eine ehemalige luxemburger Nachrichtensprecherin aus dem Fernsehen, und sie sieht trotz nicht mehr mädchenhaften Alters immer noch verdammt gut aus. Das nur als Notiz am Rande.

Der Luxemburger trinkt, wenn er weggeht, bevorzugt ein "Mini". Das ist, wie der Name schon ahnen lässt, ein kleines Pils, 25 oder 33 cl. Das ist gut, denn so ist das Bier immer schön kalt und wird nicht schal, und da der Service im Vergleich zu Freiburg echt gut ist (was zugegebenermaßen nicht besonders schwierig ist), hat man immer frisches Bier am Start. Leider es gibt kein alkoholfreies Bier in Kneipen und Clubs. In keiner einzigen Bar in ganz Luxemburg kann man alternativ zum leckeren normalen Bier ein fahrerfreundlicheres trinken (zumindest nirgendwo, wo ich nachgefragt habe, und das sind mittlerweile schon einige Orte). Kann da nicht zufälligerweise die Tochter des Gesundheitsministers, falls sie dies hier "durch Zufall" liest, was dagegen tun? ;)

Sonst gefällt es mir aber sehr gut in Luxemburg, ich habe ab 01.05. auch eine Wohnung hier, 3 Minuten Fußmarsch von der Schule entfernt, und dann sind natürlich alle meine Freunde aus aller Welt herzlichst dazu eingeladen, mich zu besuchen!

8 Kommentare:

Ian hat gesagt…

Ola houston,

et get keen Premierminister gewielt, mee wei den numm "présidentielles" et sou léif seet: e Président.

...niewensaach. :-)

Demonic Tutor hat gesagt…

Genau das ist wieder das, was ich meinte! Ist doch vollkommen egal, ob die jetzt einen Präsidenten oder einen Premierminister haben ;)

Ian hat gesagt…

ich dachte ja nur man müsste wissen wen man gerade beschimpft...

Und stell dir mal vor in Deutschland würde ein neuer Kanzler gewählt werden, und irgendso ein wütender Blogschreiber würde sich darüber aufregen dass jetzt die deutschen "Präsidentswahlen" das neue Insidergespräch geworden sind...
und wer ist überhaupt der deutsche Präsident???

Anonym hat gesagt…

Der deutsche Bundespräsident heisst Horst Köhler. Soviel Allgemeinbildung sollte schon sein.

Anonym hat gesagt…

vor ihm kamen Johannes Rau, Roman Herzog, Richard von Weizsäcker, Karl Carstens, und noch ein paar mehr...nur warum hört man von denen einfach nie was? hmm, hinzu kommt noch, wenn man seit vielen Jahren in Frankreich lebt, und auch noch Luxemburger ist, d.h. sich nicht, in Paris lebend, auch noch über deutsche Politik informiert (ich gebe es zu, mein Fehler), kommt es schon mal vor dass man nicht weiss wie jemand heisst der sich eigentlich, Kraft seines Amtes, nie viel in die tagtägliche Politik einmischt. Aber wie gesagt, mein Fehler. Wenn du mir jetzt noch sagst wie der französische Premierminister heisst, oder besser, der italienische Präsident, ohne ihn vorher zu googeln, ja dann schäme ich mich echt ein bisschen...

also das hier ist noch immer ian, irgendwie spielt mein Google account verrückt...

Anonym hat gesagt…

ich stimme dem ganzen teilweise zu.
allerdings ist ein gaaaanz schlimmer fehler drin, der als zukünftiger luxemburger nicht passieren darf:
Ein Mini ist nicht 0.25 oder 0.33.
Traditionell gesehen ist ein Mini 0.33l. (Punkt)
Große Aufruhe samt Petitionsliste gab es letztes Jahr im Rahmen irgendeiner EU verordnung, die das ganze auf 0.3 regeln sollte, also ein schluck weniger. ich finde sie aber nicht mehr.

L hat gesagt…

ich wollte zu dieser diskussion gerne auch was beitragen.

Anonym hat gesagt…

wei wär et dann, wanns de einfach nemmen eppes anescht wei beier geings drenken? du als freier alkohol-freien-beier-geigner. oder du fiers mam nuetsbus, dei verbindungen sin ganz gudd, an GRATIS!