Dienstag, 22. Mai 2007

Prüfungen



Das Leben besteht ja bekanntlich aus einer endlosen Reihe von Prüfungen. Es beginnt mit "Drum prüfe wer sich ewig bindet" (ja, das ist theoretisch der Anfang eines jeden Lebens, zumindest wenn man brav christlich lebt ;), und endet damit, dass der Puls geprüft wird, der dann ja meist nicht mehr da ist, und das war's dann…
Ich bin auch letztens geprüft worden, und zwar auf Drogen. Gefilzt wäre wohl die angebrachtere Vokabel (die Vokabel? der Vokabel? das Vokabel?), aber dann wäre ja der rote Faden verloren, denn ich hier notfalls mit Gewalt durch den Eintrag ziehen will. Und zwar war ich mit dem Auto nach Strassburg unterwegs, und an der letzten péage-Stelle (péage = Maut, für die, die's nicht wissen) wurde ich von französischen Zöllnern an die Seite gewunken, und sie begannen ihr unglaublich albernes Spielchen: erst darf man nicht aus dem Auto steigen, dann muss man, während man seine Taschen leert und seine Schuhe ausziehen muss wird man nach dem Abfahrtsort, dem Ziel, und dem Grund der Reise gefragt (was die meines Erachtens nach einen feuchten Kehricht angeht), und danach, ob man einen Beruf ausübt, und wenn ja, welchen (Kehricht #2), und die Hammerfrage ist dann immer, ob man Rauschmittel (=stupéfiants, wie ich in dem Gespräch in Erfahrung brachte) bei sich führe… Da ich diese Frage, die natürlich nie ein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte jemals bejahen würde, wahrheitsgemäß verneinen konnte, war ich von der Routine schwer genervt, vor allem, da ich in Straßburg einen Termin hatte, und natürlich spät dran war. Die Herren, vier an der Zahl, liessen sich davon unbeeindruckt viel Zeit, durchwühlten mein Gepäck, öffneten die Motorhaube, und bauten die hinteren Sitze halb aus, während ich die ganze Zeit mit mir rang, ihnen nicht "HOLT JETZT ENDLICH EINEN VERDAMMTEN KöTER, DER CHECKT SCHNELLER, DASS DA NIX IST" in ihre albern uniformierten Fressen zu brüllen, was sicherlich die Dauer der Prüfung nicht verringert hätte. Als sie dann keine Lust mehr hatten, da ihre Suche keinen Erfolg versprach, entschuldigten sie sich natürlich nicht, und ich fuhr wutschnaubend weiter. (Der Termin war eine Stunde später, als ich dachte, ich war also trotz Räuber-und-Gendarm-Spiel rechtzeitig da…).

Eine andere Form der Prüfung, die ich und der Großteil meiner klugen und alten Leserschaft schon mit Erfolg hinter sich gebracht haben, ist das Abitur (auf luxemburgisch Première, was ungefähr "Prömmiääär" ausgesprochen wird). Hierzulande hat diese Prüfung in ihrer mündlichen Form am Freitag angefangen, und beim Verfassen dieser Zeilen beaufsichtige ich gerade einen Kandidaten, der seine zwanzig Minuten Vorbereitungszeit hoffentlich sinnvoll nutzt. Er ist einigermaßen entspannt, das habe ich aber jetzt auch schon anders erlebt. Doch meine beruhigende, charmante Art hilft natürlich sehr, da vor allem die jungen Damen mal etwas aufgeregt sind. Ich biete dann einen Drink an, lächle entschuldigend ob der Tatsache, dass ich in Wirtschaftsmathematik noch weniger Ahnung habe als sie, und deshalb nicht helfen kann, und schon ist das Eis gebrochen, und die Blockade im Kopf gelöst…

Eine Prüfung für meine Nerven war bis vor ein, zwei Wochen immer eine Klasse der achten Stufe, deren Klassenzimmer sich gleich gegenüber von unserem Büro befindet. Ich habe mir dann den Rat meines Kollegen zu Herzen genommen, statt krampfhaft zu versuchen, Disziplin "von oben" herzustellen, Gespräche mit den Alpha-Männchen anzufangen, in denen ich sie über ihre Hobbys ausfrage. Dies klappt erstaunlich gut, obwohl ich, da das Interesse natürlich nicht gefaked sein darf, und dadurch ein Austausch beider Seiten stattfindet, meinem Geschmack nach etwas zuviel Persönliches preisgebe. Immerhin sind sie jetzt während meiner Aufsicht im allgemeinen stiller als letztens während einer Klausur (!) in Religion gewesen. Ha!

Dienstag, 15. Mai 2007

Verschiedenes

Moin.
In Luxemburg gibt es bei McDonald's den leckeren 1€-Chickenburger nicht. hmpf!
Ausserdem gibt es keinen IKEA, zumindest theoretisch nicht. Die wollten nämlich keinen, von der Regierung her. Da haben die Schweden gesagt:"Wir sind aber schlauer", und haben einen direkt hinter die Grenze, in Belgien, gebaut. Den kann man aus Luxemburg-Stadt und näherer Umgebung in weniger als 'ner Viertelstunde mit dem Auto erreichen, man sieht ihn schon bevor man die Grenze überquert hat, und die haben sogar Lautsprecherdurchsagen auf Luxemburgisch da... Ich glaube, in der Wirtschaft nennt man so was "Outsourcing", aber das geht irgendwie anders. Lustig ist es auf jeden Fall...
Was das Lehrertum angeht: Ich habe natürlich den an dieser Stelle schon viel diskutierten "concours" nicht geschafft, das muss ich jetzt wohl im Herbst machen... Dieses Scheitern scheint aber niemanden davon abzuschrecken, mir alles mögliche zum Korrekturlesen hinzulegen, was mir zwar unheimlich schmeichelt, mich dennoch verwirrt: Es gibt doch auch genügend "fertige" Deutschlehrer hier, oder? Egal....
Ich habe auch schon eine Strafe verteilen müssen, was mir sogar am Anfang moralische Pein verursachte, darüber bin ich aber schon wieder hinweg. Die Abstumpfung, die ich als Grund für mein selteneres bloggen vermutete, hat also schon begonnen.
Gut, und das war's auch schon wieder, viel Spass (übrigens gibt es auf luxemburgischen Tastaturen kein sog. "scharfes S", fällt mir gerade ein, da "Spass" natürlich eins bekommen würde) im weiteren Leben...