Donnerstag, 31. Juli 2008

Nörgeleien

Heute werde ich mich über einige Sachen aufregen müssen.
Ich will mit vél'oh! anfangen. Dies ist der Name für ein an sich ganz tolles System, das seit vier Monaten hier in Luxemburg-city besteht und welches den Leuten ermöglicht, sich an verschiedenen Punkten der Stadt mittels Chipkarte bzw. PIN ein Fahrrad zu leihen, mit dem man dann tatsächlich wirklich billg rumradeln kann, und es dann woanders wieder an so einen Checkpoint abgeben kann. Ich war sofort begeistert von dieser Idee und meldete mich für ein einjähriges Abo an.
Daraufhin passierte erst einmal vier Wochen lang gar nichts. Ich erklärte mir diese Wartezeit mit einer sicherlich starken Nachfrage nach dem Produkt und war geduldig. Dann erreichte mich eine mail, dass man zur Bearbeitung meiner Anfrage noch eine Kopie oder einen Scan meines Personalausweises brauche, den ich dann auch sofort als Anhang zu einer Antwort auf diese mail mitschickte.
Wieder passierte sechs Wochen lang gar nichts, so dass ich noch einmal über so ein blödes Onlineformular nachfrug, wann denn bald mal was passiere, woraufhin ich relativ schnell eine Antwort bekam, dass es daran liegen könnte, dass man keinen Ausweis von mir vorliegen habe und wenn dies der Fall wäre, so sollte ich doch bitte eine Kopie oder einen Scan einschicken. Da ich dies ja getan hatte, entschied ich mich, weiterhin abzuwarten.
Acht Wochen verstrichen. Gestern dann entschied ich, es sei wieder an der Zeit, etwas zu unternehmen, besuchte die website des Unternehmens und fand dort die Nummer einer Hotline, die ich natürlich sofort wählte. Nach einem überraschend kurzen Abstecher in die Warteschleife, die mir vericherte, ich sei bei vél'oh! und würde gleich befriedigt werden, nahm ein junger Mann meinen Anruf an und ich erklärte ihm, nachdem ich mich versichert hatte, dass er luxemburgisch versteht, kurz mein Anliegen. Er hörte nicht ganz aufmerksam zu und wollte meine Telefonnummer wissen, welche ich ihm dann auch gab. Nach einer kurzen Wartepause meinte er, ich sei nicht im System. Ich wollte ihm meinen Namen buchstabieren, doch er wehrte ab und wollte nur etwas von Telefonnummern wissen, woraufhin ich ihm meine handynummer gab. Wieder fand er nichts im Computer, woraufhin er meinte, ich solle doch einfach persönlich vorsprechen, das sei einfacher. Gerne würde ich dies tun, antwortete ich, wohin ich denn kommen soll? Mein Gegenüber meinte, ich könne zu jeder beliebigen Filiale seines Arbeitgebers, einem handyanbieter (!), gehen, woraufhin ich stutzte und nachfragte, welche Verbindung denn zwischen dem Radverleih-Service und ihm bestünde, was ihn wiederum verwirrte. Es klärte sich dann, dass ich die ganze Zeit mit dem falschen Mann gesprochen hatte.
Ich legte auf und verglich die Telefonnummer, die ich eben gewählt hatte, mit der Nummer der Hotline, die mir die vél'oh!-Fuzzis auf der HP gegeben haten, und stellte fest, dass es die selbe war. Ich drückte die Wahlwiederholungstaste, und nach erneutem kurzen Anhören der Warteschleife beantwortete wieder ein junger Mann das Telefon. Er schien etwas verwirrt, als ich ihn fragte, ob wir gerade eben schon miteinander gesprochen hätten, und als ich ihm das Problem erklärte, meinte er nur lachend, das käme öfter vor, aber jetzt sei ich beim Rad-Dienst. Ich erklärte geduldig zum x-ten Mal mein Anliegen, aber auch nach mehrern Versuchen fand auch er mich nicht in seinem Computer. Ich solle doch einfach eine neue Anfrage machen, diesmal ginge es auch schneller, das System sei umgestellt und optimiert.
Mürrisch füllte ich erneut einen Online-Antrag aus, und als ich diesen abschickte, erschien ein Pop-up, ich hätte schon einen Antrag gestellt, ob ich diesen stornieren und in durch die neue Anfrage ersetzen wolle. GRRRRR!!!! Ich bin also doch schon im System gewesen! Ich bejahte die Frage, druckte später ein anderes weiterhin erforderliches Fromular aus, füllte es gewissenhaft aus, fügte gleich zwei Kopien meines Persos dazu, eine hellere, eine etwas dunklere, damit in der Hinsicht auch nichts schiefgehen kann, und schickte dies per Post ab.
HEUTE dann klingelte mich das Telefon aus meinem Schlaf, und eine französische Dame meinte, sie rufe im Auftrag von vél'oh! an. Ich hätte mich vor acht Wochen nach der Bearbeitung meines Autrags erkundigt, dabei habe ich erst am 08.07. ein Abo angefragt. Jetzt bin ich ganz froh, dass ich zu dem Zeitpunkt des Anrufs noch schaftrunken war, sonst hätte Schlimmes passieren können. So antwortete ich nur milde, sie sei unfähig, das Datum zu lesen, der 08.07. sei die amerikanische Schreibweise des Datums, dabei handele es sich um den siebten August, also um gestern, und das sei der Tag, an dem ich einen erneuten Antrag gestellt habe, wie ihr Kollege mir empfohlen habe. Offentsichtlich verwirrt legte die Dame auf.
Jetzt bin ich gespannt, wie lange es diesmal dauern wird, und ob ich je ein solches Rad fahren werde. Ich bin eher pessimistisch, ehrlich gesagt....
Kommen wir zu einem weiteren Punkt, der mich in Luxemburg immer etwas, gelinde gesagt, befremdet, den Immobilien.

Die meisten meiner Freunde und Kollegen kaufen sich ja jetzt Wohnungen. Klar sind die Mieten hier im Großherzogtum überall unglaublich hoch, mir ist aber irgendwie grad nicht danach zumute, mich auf 25-35 Jahre zu verschulden. Dennoch bekam ich letztens eine e-mail von einer Kollegin, die meinte, Freunde von ihr würden ihre 95 qm Wohnung verkaufen wollen, und bevor man sich auf den offenen Markt begebe, würde man doch lieber die Wohnung Freunden anbieten. Süss, oder? Leider war die Wohnung, obwohl zwar recht günstig und, wie man den beigefügten Fotos entnehmen konnte, recht schnuckelig, doch so weit weg vom Schuss gelegen, dass es für mich, der gerne zur Arbeit läuft, nichts war. Na ja, das nächste Angebot kommt bestimmt....

Eine Immbobilie eines ganz anderen Kalibers betrat ich vor kurzem, als ich mit einem sehr guten Freund aus meinem Heimatdorf eine Party eines ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschule crashen wollte. Gut, wir waren stinkbesoffen und nicht eingeladen, als wir den großzügig angelegten Garten mit Swimmingpool betraten, aber ich finde, der Gastgeber, im rosa Polohemd mit hochgestelltem Kragen, hätte sich eine bessere Lüge als "Es sind gerade alle Getränke aus" einfallen lassen können, um uns los zu werden, vor allem, da ich durch die komplett verglaste Rückwand des Hauses im weitläufigen Wohnzimmer noch reichlich Alkoholika erspähte. Schnell veruschte ich noch so viel Schaden wie möglich anzurichten, indem ich alle Gäste als neureiche Schnösel beschimpfte, und schon folgte ich dem Ruf der nächsten Party...

Abschließen will ich heute mit einem zu Recht oft auftretendem Phänomen, dem DB-Bashing.
Letztes Wochenende besuchte ich einen Freund in Frankfurt, und mein ökologisches Gewissen führte mich am Vortag meiner Reise zielsicher in das "Reise-Center" des hiesigen Bahnhofs, also an den Fahrkartenschalter. Ich tat mein Begehren kund, und die Dame erkundigte sich bloß nach den Details, tippte ein bisschen rum meinte, ich müsse nur einmal umsteigen, und war schon dabei, das Ticket auszudrucken, als ich ganz beiläufig fragte, was der Spaß denn eigentlich kosten würde. Sie meinte mit einem Lächeln auf dem Gesicht:"112 Euro". Irgendwie muss ich gerade abgelenkt gewesen sein, denn ich hielt ihr nur meine Bankkarte hin, tippte meinen PIN ein, bedankte mich und verließ den Bahnhof. Auf dem Nachauseweg dann dämmerte mir, dass ich die gleiche Strecke mit dem Auto für ungfähr die Hälfte an Spritgeld und in einer Stunde weniger zurücklegen hätte können. ARGH! Dass alle Züge reichlich Verspätung hatten, brauche ich hier nur am Rande zu erwähnen, da dies ja bei der Deutschen Bahn eine Selbstverständlichkeit ist.