Mittwoch, 14. Februar 2007

Der Arztbesuch (feat. Lux-Madness #1)

Heute hatte ich einen Termin beim Arzt. Der (wie sich später herausstellte: "Die") sollte kucken, ob ich denn überhaupt gesund genug bin, um auf Kinder losgelassen zu werden. Glücklicherweise haben die nicht die mentale Gesundheit gecheckt, hihi... Doch eins nach dem anderen:
In Luxemburg muss man überallhin mit dem Auto fahren.
Also wollte ich in die "rue Glesener", Nummer 21, weil mir das als Adresse des zuständigen Amtes angegeben worden war, fahren. Zwei Probleme kamen hier schon auf:
1.wusste ich nicht, wo das ist, und 2. hatte meine Mutter zwar eine vague Ahnung des Standortes, die sie mir sogar vermitteln konnte, allerdings klärte sie mich nicht über die Komplexitäten des Einbahnstrassensystems des Luxemburger Bahnhofsviertel auf, was dazu führte, dass ich, nach dem Strassennamen suchend und daher zu beschäftigt um auf Strassenschilder zu achten, erst mal schön in 'ne Einbahnstrasse reingefahren bin. Eine hupende Dame erklärte ich mir damit, dass sie eben eine Dame sei, und erst als zwei Mitbürger kapverdianischer Herkunft auf die Strasse sprangen und wilde Handzeichen machten, wurde ich stutzig. Der entgegenkommende Wagen, der definitiv nicht auch noch in die enge Gasse passte, in der ich mich befand, war das fehlende Teil im Puzzle. Die beiden Kapverdianer waren sehr freundlich und halfen mir, in dieser doch sehr engen Gasse zu wenden (was ich dummerweise sofort tat, statt einfach den Rückgang einzulegen, ich Idiot!). Sehr nett, die Leute!
Ich fand dann auch (zu Fuss jetzt, denn die Episode in der Einbahnstrasse bewegte mich dazu, das Auto stehenzulassen, ausserdem befand ich mich schon ungefähr in der Gegend), mit der Hilfe zweier netter alter Herren, die rue Glesener, und auch Nummer 21 war schnell gefunden. Leider befindet sich in diesem Gebäude unter anderem die Botschaft der Union der Komoren. Doch der nette Sicherheitsbeamte konnte mir erklären, wo der "Service de Santé au Travail Multisectoriel" ist. Hurrah!
Ich also rein, und wen sehe ich da? Meine Nachbarin und Mutter meiner allerältesten Freundin (Wir lernten zusammen laufen und reden, also die Tochter und ich, nicht die Mutter)! Sie schrie meinen Namen, als sie mich sah, und raunte der Empfangsdame irgendetwas zu, auf französisch, was glaube ich "Placez-le", also "Setzt ihn", hiess. Ich erfreute, da ich davon ausging, dass ich mich in einer etwaigen Warteschlange jetzt weiter vorne als Normalsterbliche befinden sollte. Ich ahnte richtig: Als ich den Wartesaal betrat, waren acht Leute anwesend, und nachdem die Namen dreier Leute geschrieen worden waren, lief eben schon löblich erwähnte Dame vorbei, flüsterte "Kannst du mal kurz kommen...", und schon war ich in ihrem Zimmer. Was sich jetzt wie der Anfang eines schlechten und zudem auch sogar für meine Standards ziemlich kranken Porno anhört, entpuppte sich als erfreuliches Gespräch. Die Mutter war wohl so eine Vor-Untersucherin, und während sie mich über das Leben ihrer Tochter informierte, mass sie mich (188,5 cm!), und wollte wissen, wieviel ich wiege (Ihre Waage behauptete 79kg, was ich pflichtbewusst so weitergab, was aber nicht stimmt, da ich weniger wiege). Zwischendurch hatte sie schon ihre Tochter angerufen, und, man gebe acht!, während ich meinen medizinischen Eignungstest ablegte, telefonierte ich mit der Tochter der für mich zuständigen Voruntersuchungsdame. Das fand ich skurril, aber auch schön. Meine Augen waren leider nicht so gut (20% Sehkraft auf dem linken Auge, dafür aber 120% auf dem Rechten!), und als sie mein Urin wollte, dachte ich: Mist! Nicht, weil ich mich in dem Porno wähnte, den in euren Köpfen schon die ganze Zeit abläuft, sondern weil mir Fremde vor nicht allzu langer Zeit gewaltsam mehrere Tonnen THC ins Blut gepumpt hatten. Sie erkannte mit geschulten Blick meine Bedenken, und versicherte mir, dass meine Pisse nur auf Diabetes untersucht werde. Gesagt, getan, und der erste Teil der Untersuchung war vorbei. Ich versicherte meiner Nachbarinnenmutter noch, dass ich später noch bei ihr vorbeisehe, und war bereit für den zweiten Teil des Eignungstests.
Jetzt durfte eine Aerztin an mich ran. Punkten konnte sie anfangs nicht gerade, da sie mich auf meine leicht beeinflusste Sehkraft ansprach, und in demselben Atemzug erwähnte, man sehe ja auch, dass ich etwas schiele. Wir hatten keinen guten Start. Aber als sie mich dann auf meinen Nachnamen ansprach, und fragte, ob ich Sohn meines Vaters sei (was ich ungern verneine, da es eine Lüge wäre), war das Eis gebrochen. Sie war eine Schülerin meines Vaters gewesen, und wollte an den (Lehrer-) Spitznamen, den er stets mit Stolz trug, erinnert werden ("Playboy"). Ich musste die Herkunft ebendiesselben erklären, und meinte, dass mein Vater, ebenso wie ich, gerne mit XX-chromosomigen Menschen zu tun haben, schaute ihr dabei tief (und gerade!) in die Augen, und sie schmolz dahin wie Eis auf einem Ford V8 Motor. Im folgenden Gespräch, was eigentlich zur Vertiefung des Wissens über meine körperliche Fähigkeit, Kinder zu bewachen, dienen sollte, offenbarte sie folgende Details ihres Privatlebens:
- ihr Alter
- die Nationlität ihres Mannes
- den Studienort ihrer Schwester (!)
- die Anzahl und das jeweilige Alter ihrer Kinder
- ihre Ansichten über die multikulturelle Schizophrenie Luxemburgs (diese Thema wird uns in diesem blog öfter beschäftigen)
- den Namen ihrer Banknachbarin in der neunten Klasse (inklusive deren letzte Beschäftigung)
- den Beruf ihres Vaters
- und zahllose Details meinen Vater betreffend, von seiner Haarfarbe über seine bisweilen fragwürdigen Unterrichtsmethoden.
Ich wollte nur weg, und meinte die ganze Zeit, da seien doch wohl noch andere Patienten ("Kunden"?), die bedient werden wollen. Sie schwieg allerdings auch lange nach der Untersuchung , und meinte immer nur: "Darum wird sich ein Kollege kümmern".
Als ich das Zimmer verlass, war ich als "Fähig für den öffentlichen Dienst" eingestuft, und es warteten fünf (!) griesgrämig dreinschauende Leute auf ihre Untersuchung.

2 Kommentare:

L hat gesagt…

Isch sach, dat gefällt mer allt su jood hee en däm Blog, dat is wie en zwotes Karneval. Un ohne dä schwachze Hingerjrund wör et uch nur noch hallev esu schön, isch sach, loss et allet wie et is, et is schön un mir freuen uns! Alaaf! :-)

Myriam hat gesagt…

hihi, bob, subber...da freu ich mich aber auf viele weitere posts von dir! hab mich halb krank gelacht! :)