Dienstag, 10. April 2007

Erklärung

Meine geneigte und bestimmt auch sehr attraktive und intelligente Leserschaft dürstet sicherlich nach neuem Material meinerseits, aber momentan sind ja bekanntlich Osterferien, und deswegen gibt es nicht viel zu berichten.
Ich bin in Oslo gewesen, bei meiner Freundin, aber das geht niemanden was an, und ansonsten gammel ich jetzt im Büro rum, da ich zwar in der Schule sein muss, es aber nichts zu tun gibt. Wenigstens kann ich mich so auf den tollen "Concours" vorbereiten, der nächste Woche stattfindet. Dazu ein paar erklärende Worte: Um in Luxemburg ins Referendariat zu kommen, muss man nicht nur auf Lehramt studiert haben, und alles mögliche nachweisen (an anderer Stelle in diesem blog wies ich auf Französischtests und ähnliches hin), sondern auch noch einen der begrenzten Plätze erwischen, und zwar dadurch, dass man sich gegen eine grosse Konkurrenz in einem zusätzlichen fachbezogenen Examen durchsetzt (in meinem Fall gibt es jetzt 5 Plätze und 25-30 Anwärter). So weit, so gut, wie schon Shakespeare sagte. Die grosse Ironie ist allerdings, dass man durchaus unterrichten darf, wenn man sich nicht in diesem Auswahlverfahren hervortut, und in der Regel unterrichten solche Menschen sogar mehr als Referendare. Es ist nämlich so, dass man als "chargé de cours", wie der Status heisst, wenn man noch nicht Referendar ist, aber trotzdem unterrichtet, pro Unterrichtsstunde bezahlt wird, was zum Resultat hat, dass diese Leute natürlich möglichst viel unterrichten wollen. Die Referendare hingegen bekommen ein festes Gehalt (ich nenne keine Zahlen, aber es ist das dreifache (!) eines deutschen Referendaren-Gehaltes), und haben ein sehr begrenztes Unterrichts-Kontingent, da sie ja nebenher auch noch pädagogisch geschult werden.
Dazu möchte ich keinen weiteren Kommentar abgeben, meine werte Leserschaft wird sich sicherlich ihre eigenen Schlüsse ziehen...

7 Kommentare:

Federico hat gesagt…

Wow das wusste ich überhaupt nicht (auf jeden Fall mal nicht so im Detail). Bekommt man als Schüler denn überhaupt mit, ob die jeweilige Lehrkraft nun Referendar oder "nur" Chargé de cours ist, oder kann man da nur raten?

Was ich auf jeden Fall im Laufe meiner Lycée-Zeit (die dieses Jahr hoffentlich ihr Ende findet *seufz*) mehrfach festgestellt habe ist, dass viele der so genannten "Stagiaires" zwar (meistens, nicht immer) ihr Schulfach perfekt beherrschen, jedoch keinerlei Erfahrung mit dem Umgang von Personen, und eben besonders Jugendlichen haben. Es reicht einfach nicht aus, nur den Lernstoff perfekt intus zu haben. Wenn man es nicht vermitteln kann, helfen auch 7 Jahre Uni nicht. Vielleicht sollten die Kriterien um unterrichten zu dürfen wirklich etwas strenger werden. Auch wenn ich dich nicht kenne, wünsche ich dir jedoch viel Glück dabei diesen Concours zu gewinnen, denn du scheinst dir offensichtlich mehr Hintergedanken über deinen Beruf zu machen als viele anderen, die - ich behaupte das jetzt mal ganz dreist - nur zwei fette €-Zeichen vor ihrem inneren Auge sehen.

Demonic Tutor hat gesagt…

Meines Wissens nach weiß der Schüler nicht, ob er einen "fertigen" Lehrer, einen "Stagiaire", oder einen "chargé de cours" vor sich stehen hat. Die Referendare sind allerdings leicht als solche zu enttarnen, da sie oft Probestunden und ähnliches haben, es sind also oft "Zuschauer" anwesend...

Federico hat gesagt…

Man wird hier ja immer schlauer :)

Und wie ist es eigentlich, wenn man diesen Concours nicht / nie gewinnt? Wieviele Chancen hat man, Referendar zu werden? Und dann, wenn man Referendar ist, wie viel mal darf man das Examen verpatzen?

Dann noch vielleicht eine etwas "pikantere" Frage, du musst sie nicht beantworten:
Ich wage es die Behauptung aufzustellen, dass Stagiaires / Referendare im Allgemeinen sehr viel "Angst" oder Unsicherheit gegenüber der Direktion des jeweiligen Schulgebäudes verspüren. Während es vielen älteren Lehrkräften egal ist, ob die Klasse mal 2 Minuten vor dem Klingeln den Saal verlässt, hatten wir sogar mal eine Stagiaire, die so ängstlich war, dass sie uns erst aus dem Saal lies, nachdem schon eine andere Klasse draussen war - obwohl es schon geklingelt hatte! Sie hatte schlicht und einfach Angst, die Direktion würde sie beobachten und von ihr denken, dass sie ihre Schüler zu früh gehen ließe (dies gab sie auch zögerlich zu). Ich könnte noch viel von dieser bestimmten Stagiaire erzählen, sie ist sicherlich auch ein Extremfall, das ist mir bewusst. Wie siehst du das? Sind Stagiaires ängstlich, oder ist es einfach nur der Wille "ja nichts falsch zu machen"? Oder kannst du diese Behauptung überhaupt nicht bestätigen?

Sorry falls meine dämlichen Kommentare dich nerven, aber es ist mal intressant die ganzen Schulsachen mal von der anderen Perspektive aus zu sehen ;)

Anonym hat gesagt…

Federico, ich würde mal annehmen, dass Stagiaires im Gegensatz zu "fertigen" Lehrern sich es nunmal nicht erlauben können auf Kriegsfuß mit ihren Vorgesetzten zu gehen, während dies für Personal mit gesichertem Arbeitsplatz weniger problematisch sein dürfte.

Daher rührt wohl diese "Angst", die du bei manchen ausmachst. Denn soweit ich es beurteilen kann, artet das Schulwesen immer mehr zu einem ähnlichen Kampffeld aus, wie es in der freien Wirtschaft seit Jahren der Fall ist.

Federico hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Federico hat gesagt…

Leicht verbesserte Version:

Chris: es ist mir natürlich bewusst, dass man sich als junger, neuer Lehrer nicht die gleichen Sachen erlauben darf, wie die "Älteren". Wenn man eine Klasse jedoch 1 oder 2 Minuten ehe es klingelt schon rauslässt (weil man mit dem Tagesprogramm zB eh schon fertig ist), dann sehe ich das jedoch nicht als Kriegserklärung an die Chefetage an ;) Es stört mich heute zwar sowieso nicht mehr, manchmal so lange sitzen bleiben zu müssen, bis es klingelt, aber etwas unnötig wirkt es schon. (Auf 6eme bis 4eme, also in der Zeit in der man sich als Schüler gegen alles aufzulehnen meint, war das natürlich extreeeem uncool von den Lehrern ;) )
Dass der Ablauf der Schulstunden unter Stagiaires geregelter abläuft als bei alt-eingesessenen Lehrern ist auch in meinen Augen ganz normal.
Darum gab ich ja auch das Extrem-Beispiel in meinem letzten Post: bei manchen hatte ich nämlich das Gefühl, dass sie es mit ihrer Korrektheit "etwas" übertrieben haben.

Anonym hat gesagt…

Als Schüler dürfte es nicht all zu schwer sein herauszufinden ob der Lehrer noch Stagiaire ist oder nicht. Zumindest in den Klassen in denen regelmäßig unter Aufsicht des Tuteurs unterrichtet wird, erscheint es mir unumgänglich die Schüler über das Warum dieser Unterrichtsbesuche zu informieren.

In Bezug auf das Gehalt möchte ich allerdings betonen dass es mir angesichts des erheblichen Aufwands und der psychischen Belastungen gerechtfertigt scheint. Auch wenn dies für einen Außenstehenden unglaubwürdig erscheinen mag, so ist es kaum von der Hand zu weisen dass es sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich ist, sich ein genaues Bild dessen zu machen was der Lehrerberuff alles mit sich bringt.